Sunday, May 08, 2011

Viel zu Denken in Tassie

Eine Woche bin ich nun im Natural State – Tasmanien; und was für ein schöner Fleck der Erde das ist. Klar ist es vor allem zu dieser Jahreszeit recht kalt, aber sonst war es bislang sonnig und die Erlebnisse hier haben das frieren und die vielen KM wert gemacht.
Wildlife spotting, wandern auf einsamen Pfaden, Ukulele spielen an verlassenen Stränden, warmherzige Menschen treffen und im Stil der Monte Carlo Rally durch die Berge düsen, sind die Dinge für mich im Moment Tasmanien am meisten aus machen.

Zeit zum nachdenken

Etwas weiteres das für mich viel dieser Reise ausgemacht hat war die Zeit nachzudenken. Warum ich alleine Reise, Fehler die ich im Leben gemacht habe, wie ich meine Zukunft gestalten will und welche Ziele ich noch vor mir habe. Eine der großen Fragen über die ich Nachgedacht habe war: „Warum? Warum möchte ich so krass durch die Welt reisen? Und Warum Jetzt und nicht wenn ich älter bin?“

Es gibt einige Gründe dafür:
  • Wirtschaft
    Ich habe keine Ahnung wie sich die Welt bis dahin verändern wird. In der heutigen Zeit ist alles so schnelllebig geworden. Ich meine, unser Leben hat sich mehr in den letzten 50 Jahren verändert als in den letzten 2000 Jahren.
    Besonders das krass Schnelle konnte ich in Irland sehen als die Wirtschaftskrise zugeschlagen hat. Bang vom Top Dog zurück zum Land der Probleme.
  • Verpflichtungen
    Ich habe keine. Weder habe ich Kinder, Karriere noch habe ich Schulden. All dies sind Faktoren die ein Aussteigen aus dem „normalen“ Leben äußerst schwierig machen würden.
  • Das Alter generell
    Viele sagen dass sie solche Trips machen wollen wenn sie in Rente gehen. Das erste Problem ist ganz einfach: Als Rentner ist man alt und mit Alter kommen Probleme a’la: „Der Verstand will, aber der Körper nicht“. Es fehlt ganz einfach die Ausdauer, auch braucht man einfach mehr Luxus. Einfach mal einen Berg hoch laufen oder mit einem Scooter durch ein Land fahren sind Dinge die man sich da ungern vorstellen will.
  • Gesundheit
    Keiner kann einem Garantieren dass man „Gesund“ alt wird. Ich kenne so viele Menschen die bereits vor dem 50gsten Lebensjahr (das ist nicht wirklich alt) und zum Teil sogar sehr jung schwere teils chronische Krankheiten erlitten haben. Zum Beispiel: Krebs, Asthma, Multiple Sklerose, Diabetes, chronische Verdauungsstörungen, Arthritis und psychische Krankheiten haben einigen Menschen in meinem engen Verwantden und Bekanntenkreis das Leben erschwert. Hinzu kommt dass man erst mal alt werden muss. Ich bin wahrscheinlich nicht der einzige der jemanden kennt der sehr jung gestorben ist.
  • Karriere
    Die Angst den Anschluss an eine potentielle Karriere zu verpassen ist wie ich finde etwas sehr Deutsches. Ich bin im Moment 26 und habe meinen Honours Bachelor Abschluss bereits in der Tasche und 1 Jahr Berufserfahrung. Am schwierigsten ist der erste Start. Wieder einsteigen ist um einiges leichter zumal man schnell gelerntes wieder auffrischt.

    Sicherheit für die Zukunft sehe ich Heutzutage auch nicht mehr als sooo ausschlagfertigen Grund. Da das aktuelle Rentensystem stark in Frage steht und ich unter Australiern gesehen habe das man auch wenn man schon über 65 ist noch Jobben kann. Im schlimmsten Fall der Fälle dass alles im Leben schief geht (hoffen wir‘s nicht) hat man als Deutscher Staatsbürger den Luxus des Sozialstaats.
  • Lebenserfahrung Sammeln
    Als ich in Deutschland war habe ich viel gemotzt darüber wie schecht so vieles dort doch war. In Irland habe ich dann gelernt das viele Dinge über die ich wie viele andere gemotzt habe, eigentlich nicht soo schlimm waren. ->Beispiel: "Servicewüste Deutschland" in Irland und Australien darf man schon mal von Grund auf nicht davon ausgehen zurück gerufen zu werden.

    Andere Arten und weisen Probleme zu bewältigen. Aber auch heraus finden wo es mir gefällt und wo ich mich evtl. mal niedersetzen will.
  • Einen Traum verfolgen
    Das ist eigentlich etwas das ich bereits als Kind machen wollte. Die Welt bereisen, Abenteuer erleben, an schönen Stränden den Tag genießen.

Was will ich vom Leben?


Besonders der letzte Punkt wirft diese Frage auf. Mark Twain sagte einmal:
Twenty years from now you will be more disappointed by the things that you didn't do than by the ones you did do. So throw off the bowlines. Sail away from the safe harbour. Catch the trade winds in your sails. Explore. Dream. Discover.

Das sind für mich wahre und recht starke Worte und setzen mir selbst die Frage in den Kopf. Was werde ich meinen Enkeln erzählen oder mir selbst wenn ich älter bin?
Ich bin ein sehr Bodenständiger Mensch und habe während meinen Reisen gelernt wie wenig man zum Leben braucht. Man siehe sich nur an wie gestresst und besorgt wir in der modernen Welt sind. Und Reichtum macht es nur schlimmer, das habe ich bei meinem Job bei HP und besonders bei den mehr verdienenden gesehen. Als Gegenbeispiel werfe ich Thais in die Runde, die alles andere als reiche Menschen sind, jedoch sind die meisten die mir dort untergekommen sind so fröhlich – nicht umsonst nennt man Thailand das Land des Lächelns. Das gleiche gilt auch für Backpacker. Etwas das die Idee weiter reflektiert sind Kinder. Man siehe sich an wie glücklich Kinder aus etwas ärmeren Umständen wie in Osteuropa und Asien sind und diese mit verwöhnten Kids aus der westlichen Zivilisation vergleicht welche eine Playstation3, Xbox360 und einen teuren Flachbildfernseher ihr eigen nennen.

Bei mir selbst sehe ich das auch, ich bin in meinem kleinen Van viel Glücklicher als ich im Büro war. Um auf das Zitat von vorher zurück zu kommen. Was möchte ich meinen Enkeln erzählen wenn ich Älter bin?
Welche „wegwerf“ Luxusgüter und was für teure Autos ich besessen habe? Oder was für Abenteuer ich erlebt habe, wie ich durch die Wüsten gezogen bin, was für fantastische Kreaturen ich in der Wildnis gesehen habe und was für besondere Orte ich besucht habe?

Schreibt einen Kommentar und sagt mir was ihr denkt.

1 comment:

Aaron said...

Ich hab dir das schon öfters geschrieben, aber ich bin immer wieder begeistert, was du alles erlebst, siehst und machst. Nicht selten wünsche ich mir so ein Leben. All deine Beweggründe dein Leben so zu gestalten wie du es machst kann ich voll und ganz nachvollziehen.

Was mir aber dabei fehlen würde, wäre ein richtiges Zuhause. Ein Ort, an dem man sich "zurückziehen" kann und daheim ist. Was mich auch etwas beunruhigen würde, wäre diese Unsicherheit, evtl. keinen Job zu finden oder plötzlich ohne Geld und leerem Tank dazustehen. Vielleicht bin ich hier einfach noch etwas zu sehr sicherheitsfanatisch :) Als ich drei Wochen in Thailand war, hab ich gemerkt, dass es doch immer irgend wie geht, auch wenn alles etwas chaotischer und unorganisierter abläuft als in einem bürokratischen Land wie Deutschland.

Ich finde es jedenfalls prima, dass (und auch wie) du das machst. Mit deinem Selbstbewusstsein und Ehrgeiz wirst du auch weiterhin alles schaffen!

Viele Grüße vom anderen Ende der Welt :)
Aaron